Liftstützen als Erinnerungsarbeit
Wassertürme, Hochöfen oder Fabrikhallen: Bernd und Hilla Becher begannen 1959 damit, Industriebauten fotografisch zu dokumentieren. Ihre streng realistische Darstellung unterstützt die Präzision und Formalität der abgebildeten Objekte; mit ihren Typologisierungen ermöglichen uns die beiden Künstler, die Ästhetik dieser Konstruktionen zu erkennen. Zu Beginn ihrer Arbeit stand die Dokumentation der Gebäude für die Nachwelt im Vordergrund, bevor diese aufgrund des Strukturwandels demontiert wurden.
Mit meinen nächtlich dokumentierten Liftstützen verfolge ich einen ähnlichen Ansatz. Das durch die verwendete Technik ermöglichte Loslösen vom Hintergrund lässt das Studium der filigranen und zum Teil einfallsreichen Konstruktionen zu. Das Werk entsteht durch die Sammlung der Stützen, auch hier soll die Typologie Vergleiche zulassen. Indem ich mich im folgenden Halbjahr (bei im Vergleich zum Sommer früher einsetzender Dunkelheit) auch den Stützen in jenen Skigebieten widme, die bereits geschlossen sind oder von einer Schliessung bedroht sind, leiste (neben Daniel Anker mit seinem Buch Après Lift) auch ich meinen Beitrag zur Erinnerungsarbeit.
Im Gegensatz dazu verfolgte das Ehepaar Becher immer mehr eine künstlerische Absicht. Angelehnt am Stil der Neuen Sachlichkeit aus der Zeit der Weimarer Republik begründeten die beiden in den 70er Jahre die Düsseldorfer Schule der Photographie, welche heute bekannte Fotograf*innen wie Thomas Ruff, Candida Höfer oder Andreas Gursky hervorbrachte.
- Noch bis zum 19. Dezember zeigt das Kunstarchiv Kaiserswerth repräsentative Fotografien und Druckwerke von Bernd und Hilla Becher.
- Buchtipp: Bernhard und Hilla Becher (1977): Typologien industrieller Bauten 1963 – 1977
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